Nun ist er also zurückgetreten, der Herr Minister. Eigentlich tut er mir ein bisschen Leid. Schwere Kindheit und so. Immer unter Druck, die Familienehre zu verteidigen, etwas zu leisten in der Welt. Immer ordentlich, porentief sauber und aprilfrisch leben, mit Ehe, Kindern und Karriere. Noblesse oblige.
Wen wundert’s, wenn so ein armes Menschlein diesem Druck nicht standhält; nach der Themenvergabe für die Doktorarbeit und der Durchsicht der Quellen feststellt, dass es ziemlich lange dauern wird, den begehrten Titel zu erhalten. Da kann der Haussegen schnell schiefhängen. Outsourcing ist das Zauberwort. Honni soit qui mal y pense.
Was ich aber nicht verstehe, ist, wie man bei soooo vielen Seiten Arbeit schon bei oberflächlicher Durchsicht so viele Fehler bemerken kann. Herr Freiherr, haben Sie denn die Arbeit nicht Korrektur gelesen vor der Einreichung? Soviel Mut hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.
Aber was mich viel mehr interessiert als Ihr tiefer Sturz vom hohen Thron (das bringt der Berufsstand so mit sich): Wie kann ein Doktorvater in einer Arbeit „unvorstellbare Mängel“ entdecken, die er selbst begutachtet hat? Na, na, wenn da mal nicht mehr als einer gemogelt hat. Oder geschlampt. Und auch mehr als zwei, denn es gibt doch bestimmt einen Zweitgutachter. Damit wären es dann wenigstens drei. Aber ein Vergleich mit den drei berühmten Affen geziemt sich nun wirklich nicht.
Honni soit und so weiter, siehe oben.
(Bettina Fichtner)