Kultur steht hinten an

Kultur genießt in Hennef keine Priorität. Das bewies der Kulturausschuss in seiner letzten Sitzung erneut. Die Diskussion über ein „alternatives Kulturzentrum“ reiht sich ein in eine lange Liste von Entscheidungen, die dem kulturellen Leben der Stadt geschadet haben.

Zu nennen wäre hier beispielsweise die Ablehnung eines offenen Bücherschrankes, den die SPD-Fraktion für den Hennefer Marktplatz angeregt hatte. Solche Schränke, an denen sich jeder jederzeit ein Buch nehmen oder eines hineinstellen kann, bieten in vielen Städten schon beliebte Treffpunkte für Lesefreunde. In Hennef wurde das Projekt schon im „Kulturausschuss“ zerredet und mehrheitlich abgelehnt. Eine neue Idee? Bloß nicht.

Ebenfalls in diese Reihe katastrophaler Kulturpolitik gehört die lange Diskussion über eine Skulptur für den Stadtsoldatenplatz. Die künstlerischen Entwürfe trafen nicht den Geschmack der Mehrheitsfraktionen. Abgelehnt. Bis heute liegt das Projekt auf Eis, trotz gesammelter Spendengelder.

Ein Antrag der SPD-Fraktion im Rahmen der Europawoche ein kulturelles Public Viewing (z.B. Konzert, Stummfilm o.ä.) anzubieten, wurde ebenfalls nie wirklich diskutiert. Die Liste ließe sich sicherlich noch deutlich erweitern.

Die Diskussion über ein alternatives Kulturzentrum in der vergangenen Sitzung bescheinigt dem Hennefer Kulturausschuss nun wirklich keine besondere Kenntnis in kulturellen Fragen. Die Verwaltung schlug vor den Antrag und die Realisierbarkeit eines solchen Projektes vor allem auch wirtschaftlich prüfen zu wollen. Das allein ging den meisten Ausschussmitgliedern schon zu weit. In einer von Ahnungslosigkeit geprägten Debatte wagte man den irrwitzigen Versuch, eine Definition für „alternative Kultur“ zu finden, ohne zu Bedenken, dass sich eine Definition von Kultur, zumal von alternativer Kultur, von vorneherein verbietet. Oder will man nur Künstlerinnen und Künstler fördern, die in die politische Definition passen? Davor kann man nur ausdrücklich warnen.

Man beschloss schließlich, dass man sich unter dem Begriff nichts vorstellen kann. Noch bevor die Diskussion zu einem tragbaren Ergebnis kam, zogen die Grünen ihren Antrag leider zurück.

„Kulturstadt“ wird Hennef so wirklich nicht. Es fehlen Angebote, gerade im alternativen Kleinkunstbereich, es fehlen Räume für junge Künstler oder Bands und vor allem fehlt es an Visionen und Offenheit im städtischen Kulturausschuss.

 

Ein Kommentar von: Mario Dahm  (Juso-Sprecher, Mitglied im Kulturausschuss)