Eltern diskutierten mit der SPD über Kinderbetreuung

Mit der Frage „Wie steht´s um die Kinderbetreuung?“ hatte die Hennefer SPD zur zweiten Veranstaltung der Reihe „Hennef-Forum“ eingeladen. Diskutiert wurden Themen rund um die Kinderbetreuung vom U3-Ausbau über die Kita-Gebühren bis zur Offenen Ganztagsschule.

In großer Runde konnten Eltern und Interessierte Fragen stellen und Anmerkungen einbringen, die später in einer Arbeitsgruppe weiterverfolgt und zu SPD-Positionen ausgearbeitet werden sollen. Als Experten hatte die SPD u.a. Jonny-Josef Hoffmann, Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Hennef eingeladen, der bereitwillig Auskunft zur neuen Gebührenordnung und dem U3-Ausbau gab. Die Kinderbetreuung müsse auf die veränderte Lebenswirklichkeit reagieren, die häufig durch weniger feste Arbeitszeiten geprägt sei, dürfe aber auch aus pädagogischer Sicht nicht zu flexibel werden, weil Kinder feste Bindungen brauchen, so Hoffmann.

Viele anwesende Eltern merkten an, dass sie erhebliche Schwierigkeiten mit den Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen haben, weil diese entweder zu spät öffnen oder zu früh schließen. Björn Golombek, SPD-Vorsitzender und Mitglied im Jugendhilfeausschuss der Stadt, verwies auf die Ausweitung der Öffnungszeiten mit der neuen Betreuungssatzung. Dieses Angebot von 7 bis 17 Uhr könne aber nur ein Anfang sein, eine weitere Ausweitung sei notwendig, aber in den zuständigen politischen Gremien momentan nur schwer durchzusetzen. Dabei gehe es nicht um eine tatsächliche längere Betreuung, sondern um flexiblere Betreuungsmöglichkeiten. Alles müsse so gestaltet sein, dass es sich wirklich um eine qualifizierte Betreuung mit Förderung und nicht um Verwahrung von Kindern handele. Jugendamtsleiter Hoffmann pflichtete dem bei. Es müsse aber in die Köpfe der Menschen, dass die Öffnungszeiten der Kita nicht mit den Betreuungszeiten der einzelnen Kinder übereinstimmen müssen.

Veronika Herchenbach-Herweg, Kreistagsmitglied der SPD und Schulleiterin einer Grundschule in Troisdorf, sah in der neuen Satzung einen Fortschritt, der aber noch lange nicht reiche. Sie fragte in die Runde, wie denn z.B. die Postzustellerin ihr Kind vor 7 Uhr oder die Kassiererin ihr Kind nach 19 Uhr betreuen lassen könne. Als positives Beispiel führte Herchenbach-Herweg die geplante „24-Stunden-Kita“ in Troisdorf an. Darüber hinaus informierte sie über die Arbeit einer Offenen Ganztagsschule. Dabei erinnerte sie auch an die Vorzüge einer gebundenen Ganztagsgrundschule als neues Angebot für Hennef, die von der SPD jedes Jahr aufs Neue beantragt, von verschiedenen Seiten aber immer wieder verhindert werde.

Ebenfalls kritisierten die teilnehmenden Eltern die gestiegenen Gebühren für die Kinderbetreuung. Vor allem, weil diese Erhöhung wieder sehr plötzlich käme. Der SPD-Vorsitzende Björn Golombek berichtete aus der Arbeit des zuständigen Arbeitskreises mit Vertretern der Fraktionen, der Verwaltung und Eltern. Dabei sei ein Kompromiss mit einer transparenteren und gerechteren Beitragsstufenstaffelung, Beitragsfreiheit für kleine Einkommen, längeren Öffnungszeiten, aber eben auch höheren Gebühren zustande gekommen. Die SPD trage den Kompromiss aber mit wegen der Verbesserungen und weil die Gebührenerhöhung für alle Einkommensstufen unter den Ersparnissen aus dem beitragsfreien Kindergartenjahr liege. Der Kompromiss sei aber natürlich kein SPD-Entwurf. Die Beitragsfreiheit für die Kinderbetreuung hielt Golombek für möglich, wenn der politische Wille vorhanden sei. Eine Kommune alleine habe da aber wenig Spielraum, da sei vor allem das Land gefordert.

Der Landtagskandidat der SPD, Dirk Schlömer, forderte verstärkte Investitionen in Kinderbetreuung und Bildung. Dies sei eine gesellschaftliche Verpflichtung, gerade wenn man bedenke, wie hoch die Folgekosten seien, wenn frühe und gezielte Förderung versage. Als Beispiel nannte er das Nachbarbundesland Rheinland-Pfalz, wo von der Kita bis zur Hochschule keine Gebühren anfallen. Die Politik müsse dringend dafür sorgen, dass Familie und Beruf besser vereinbar werden und sich junge Menschen nicht wegen fehlender, teurer oder unflexibler Betreuungsangebote gegen Kinder entschieden.

Auch die immer noch fehlende Kita im Neubaugebiet Siegbogen kam zur Sprache. Die Eltern beanstandeten, dass die Stadt offensiv mit der für Kinder notwendigen Infrastruktur geworben habe, obwohl nie konkrete Förderzusagen vorlagen. Auch die Informationspolitik sei mangelhaft gewesen und erinnere an eine „Salamitaktik“, sodass viele Eltern mittlerweile resigniert hätten. Dirk Schlömer (SPD) bemängelte, dass zwar die Familienfreundlichkeit als Werbemittel offensiv eingesetzt, aber nicht frühzeitig geplant wurde. Jugendamtsleiter Hoffmann berichtete aber, dass der Bau nun bald beginnen könne.