Erst kein Interesse, dann „eigenen“ Antrag stellen

Beim offenen Bücherschrank gab es keine Unterstützung

Mit Befremden reagiert die SPD-Fraktion auf die Art und Weise, wie die Hennefer CDU im Bereich der Kulturpolitik arbeitet. In einem Antrag fordern die Christdemokraten, einen „Skulpturengang“ im Kurpark zu errichten. Daran ist inhaltlich nichts einzuwenden, aber der Antrag ist doch sehr irritierend, weil die Idee seit über einem Jahr im Raum steht und schriftlich im Kulturentwicklungskonzept fixiert ist. Bereits im Januar letzten Jahres beantragte die SPD-Fraktion im Zuge der Erstellung des neuen Kulturentwicklungskonzeptes, dass in Hennef ein „Skulpturenwanderweg“ geschaffen werden soll, der Kunst an verschiedenen Stationen durch eine noch auszuarbeitende, große oder kleine Route miteinander verbindet und so das kulturelle und touristische Angebot erweitert. Außerdem sollte dieser Weg auch Orte für kulturelle Open-Air-Veranstaltungen bieten. Dafür fand die SPD im Kulturausschuss 2012 keine Unterstützung, auch nicht bei der CDU. Die Idee wurde lediglich in das Kulturentwicklungskonzept als ab 2020 noch einmal zu prüfende Maßnahme aufgenommen (kann dort nachgelesen werden, S.37).

„Ein Jahr später wird aus dem ‚Skulpturenwanderweg‘ ein ‚Skulpturengang‘ gemacht und als CDU-Idee verkauft, obwohl man sich dafür vor einem Jahr noch überhaupt nicht interessiert hat. Im Gegenteil, man wollte das nicht. Das ist einfach dreist“, erklärt Mario Dahm, der im Kulturausschuss bereits vor einem Jahr für den Skulpturenwanderweg geworben hatte.

Das plötzliche Engagement der CDU im Bereich der Kultur kommt für die SPD überraschend. Die Hennefer Ratsmehrheit hat sich in den vergangenen Jahren nicht als progressive Spitze der Kunst- und Kulturförderung gezeigt. Die Realisierung einer Skulptur auf dem Marktplatz dauert nun schon über neun Jahre und kam erst zu einem Beschluss, als die SPD das Thema im Frühjahr wieder auf die Tagesordnung setzte. Auch für den offenen Bücherschrank gab es von der CDU keinerlei Unterstützung. Das Projekt konnte nur ehrenamtlich und spendenfinanziert umgesetzt werden, weil die Mehrheit im Kulturausschuss jegliche finanzielle Unterstützung verweigerte.

„Vor der Kommunalwahl im nächsten Jahr wird jetzt überall noch mal schnell das CDU-Etikett draufgeklebt. Das ist im gewissen Ausmaß zwar normales Geschäft, nimmt in Hennef aber mittlerweile unangenehme Formen an. Es ist aber so offensichtlich, dass die eigene Konzeptlosigkeit offen zutage tritt“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Spanier.

„Wir freuen uns aber, dass die CDU der Idee eines Skulpturenweges nun auch aufgeschlossen gegenüberstehen. In der Sache wird es daher vielleicht einen Fortschritt geben. Wenn die Christdemokraten guten Ideen nur zustimmen, wenn sie auf CDU-Briefpapier vorliegen, dann sollen sie das so machen. In Hennef hat man mit seinen Ideen halt Pech gehabt, wenn man der ‚falschen‘ Partei angehört. Dass die CDU Ideen der Oppositionsparteien als eigene verkaufen muss, sagt aber eigentlich alles aus“, so Mario Dahm abschließend.