1. Welche Bedeutung sollte der Radverkehr in Alltag und Freizeit haben?
Der Radverkehr muss eine größere Rolle im Hennefer Mobilitätsmix spielen. Das werden vor der Wahl vermutlich alle antworten, doch dafür ist in den letzten Jahren in Hennef erstaunlich wenig passiert! Wir werden Hennef nicht im Handumdrehen zum Fahrradparadies machen können, da viele bauliche Gegebenheiten sind, wie sie sind. Aber wir können mit der richtigen Einstellung an vielen Stellen weiterkommen und unsere Stadt fahrradfreundlicher machen. Andere Länder machen vor, wie das Fahrrad zur echten, günstigen und klimaverträglichen Alternative werden kann.
Ich möchte das „Stückwerk“ in Hennef beenden und den Radverkehr mit einem Radverkehrskonzept stärken, das Teil des umfangreichen Mobilitätskonzepts für Hennef sein sollte. So können wir uns klar werden, was wir wollen und wie wir dahin kommen, abseits der in Hennef teils langatmigen Diskussionen um einzelne Markierungen, Schilder oder Fahrradständer. Das Konzept sollte ein flächendeckendes Radwegenetz inklusive Radpendlerrouten und Anbindungen zwischen den Dörfern und dem Zentrum als Ziel haben, Lücken und Potenziale ermitteln, die Verknüpfung verschiedener Verkehrsarten sowie ein öffentliches Leihfahrradsystem berücksichtigen und alle analogen und digitalen Möglichkeiten der Verkehrslenkung nutzen. Wir müssen dabei häufiger die Perspektive der Radfahrer*innen und Fußgänger*innen einnehmen, damit der Verkehrsraum fairer unter allen Verkehrsarten verteilt wird. Dann wird das Radfahren attraktiver, ohne einen verbissenen „Kulturkampf“ gegen diejenigen zu führen, die auf ihr Auto nicht verzichten wollen und ganz oft – z.B. in vielen Dörfern – auch nicht können.
Zahlreiche Vorschläge etwa zur Radstation am Bahnhof liegen aber auch schon jetzt auf dem Tisch, die zeitnah umgesetzt werden könnten. Ich würde es als meine Aufgabe betrachten, eine nachhaltige Verkehrswende im Rathaus zu organisieren statt immer wieder nur auf die Zuständigkeiten anderer zu verweisen.

2. Wann und wo werden Sie eine Radstation am Bahnhof verwirklichen?
Eine Radstation muss sobald wie möglich errichtet und im Idealfall mit einem Service-Angebot verbunden werden. Das Projekt wird viel zu lange vor sich hergeschoben. Die politischen Gremien haben bisher keine geeignete Entscheidungsgrundlage bekommen. Es ist aus meiner Sicht ein Unding, dass es am Bahnhof immer noch nicht ausreichend Stellplätze für Fahrräder gibt. Gleichzeitig zahlt man für die wenigen Mietboxen eine Gebühr, während Autos kostenlos das Parkhaus nutzen können. Das sind falsche Anreize. Als Standort für die Radstation bietet sich der Place Le Pecq an, da die Wege zwischen Abstellplatz und Bahnsteig möglichst kurz gestaltet sein sollten.
3. Setzen Sie sich für weitere Fahrrad-Abstellplätze im Hennefer Zentrum und in Uckerath ein?
Ja! So wie wir bei Planungen über PKW-Stellplätze reden, müssen auch Fahrradstellplätze inkl. Lade-Infrastruktur für E-Mobilität mitgedacht werden. So wird es attraktiver, kleine Besorgungen mit dem Rad zu erledigen. Damit sinkt auch die Verkehrsbelastung im Zentrum.
4. Werden Sie für die Frankfurter Straße und der Innenstadt einen Ringverkehr mit konsequenter Einbahnstraßenführung und Verwendung der freiwerdenden Verkehrsflächen für Fußgänger und Radfahrer unterstützen? Welche Alternativen sehen Sie stattdessen?
Die SPD schlägt seit vielen Jahren vor, die Verkehrsführung in der Innenstadt zu verändern. Dabei muss man von einer Bestandsaufnahme der heutigen Situation ausgehen, die nicht gut ausfällt: Gerade Fahrradfahrer fühlen sich im Stadtzentrum nicht sicher. Nun müssen sie auch auf der Frankfurter Straße die Fahrbahn nutzen. Viele Autofahrer verhalten sich rücksichtsvoll, andere aber nicht. So entstehen beispielsweise gefährliche Überholvorgänge zwischen den Laternen in der Straßenmitte. Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h nicht rund um die Uhr gilt. Um die Situation aber wirklich zu verbessern, muss der Verkehrsraum anders verteilt werden. Dafür erscheint ein kurzer Einbahnstraßenring (City-Ring) ein geeigneter Lösungsansatz zu sein, der endlich ernsthaft geprüft werden müsste. Leider lehnten Bürgermeister und Ratsmehrheit die Anträge der SPD dazu immer wieder ab, ohne eigene Vorschläge zu machen. Ein City-Ring mit entsprechender Umgestaltung und Aufwertung würde Raum schaffen für Fußgänger und Radfahrer, aber auch für z.B. Außengastronomie auf der Frankfurter Straße. Dieses ambitionierte Projekt wäre verkehrspolitisch sinnvoll und würde das Zentrum als Einkaufsstandort aufwerten. Ein City-Ring alleine nützt aber nichts, wenn wir nicht gleichzeitig etwa für Fahrradstellplätze, Stadtbusse und auch ein intelligentes Parkleitsystem sorgen.
5. Werden Sie weitere Fahrradstraßen u.a. die Kurhausstraße einrichten und wo?
Fahrradstraßen halte ich für sinnvoll, wenn sie nicht nur symbolische Maßnahmen sind. Im Zuge der Erstellung eines Radverkehrskonzeptes sollten sinnvolle und straßenverkehrsrechtlich mögliche Fahrradstraßen ermittelt werden. Ein Problem dabei: Die Straßenverkehrsordnung begrenzt die Ausweisung von Fahrradstraßen auf Bereiche, wo der Fahrradverkehr vorherrschend ist. Das trifft in Hennef leider – noch – auf weniger Straßen zu.
6. Wie können die vom ADFC vorgeschlagenen Radpendlerrouten Hennef nach Uckerath und Happerschoß / Heisterschoß möglichst rasch realisiert werden?
Mit einer politischen Mehrheit im Rat ließen sich die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, um Radpendlerrouten auch abseits klassifizierter Straßen zu schaffen, da die Stadt hier anders als etwa an der B8 alleine tätig werden kann. Die angesprochenen Vorschläge gehen in diese Richtung. Dafür müssen diese Wegeführungen in den meisten Fällen in einen angemessenen Zustand versetzt werden. Vielfach landen entsprechende Vorschläge, etwa von Vereinen und Organisationen, heute aber gar nicht erst zur Entscheidung im zuständigen Ausschuss. Grundsätzlich sollten aber auch Bund, Land und Rhein-Sieg-Kreis nicht aus der Verantwortung entlassen werden, an Bundes-, Landes- und Kreisstraßen fehlende Radwege zu planen und zu bauen. Hier muss der nötige Druck aus dem Rathaus kommen.
7. Wie werden Sie sichere Radrouten zu allen Schulen schaffen oder verbessern?
Auch diese Frage muss ein Teil eines Radverkehrskonzept sein. Es gibt so viele Schulen in Hennef, dass sich die Frage auf die Schnelle nicht seriös beantworten lässt. Die SPD wird jedenfalls die Pläne für einen autofreien Schulcampus in Hennef unterstützen.
8. Bei der Stadt Hennef gibt es keinen konkret zuständigen Ansprechpartner für den Radverkehr – wollen Sie das ändern?
Ja, es sollte für alle wichtigen Themen auch konkrete Ansprechpartner geben. Mobilität würde unter meiner Führung Chefsache im Rathaus werden und Verkehrspolitik nur mit Blick auf den Autoverkehr ein Ende finden. Wir müssen eine zeitgemäße, gerechte und nachhaltige Verkehrswende auch in Hennef schaffen.
9. Wie wollen Sie eine optimale Verknüpfung von ÖPNV (Bus und Bahn) und Radverkehr erreichen?
Die Lösung besteht aus drei Teilen. Erstens müssen wir zentrale Haltestellen für den Schienen-, aber auch den Busverkehr zu Mobilstationen ausbauen, an denen es u.a. sichere und kostenlose Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gibt. Zweitens sollten wir ein Leihfahrradsystem einführen, sodass von einer Haltestelle aus für die letzte Strecke einfach ein solches Rad genutzt werden kann. Wichtig ist dabei, dass die Systeme nicht an der Stadtgrenze enden. Hier verschläft Hennef gerade den Anschluss. Und drittens gibt es sicherlich noch jede Menge Verbesserungsbedarf bei der Mitnahme von Fahrrädern in Bussen und Bahnen. Heute fehlt zu vielen Zeiten einfach der Raum dafür. Vor einiger Zeit hat man die kostenlose Fahrradmitnahme auch bei vielen Dauertickets im VRS eingeschränkt. Diese Entscheidungen gehen natürlich genau in die falsche Richtung.

10. Wo halten Sie konkret die rotflächige Markierung von Radwegen und die Einrichtung von geschützten Radfahrstreifen (Protected Bike Lanes) für erforderlich?
Markierungen von Radwegen halte ich an Stellen für sinnvoll, wo sichere, abgetrennte Radwege trotz hohem Verkehrsaufkommen fehlen. Man sollte sich aber jede Situation konkret vor Ort anschauen und für Radfahrer kein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen. Radwege sind immer die bessere Variante. Für „Protected Bike Lanes“, also das Vorhalten einer durch Poller abgetrennten Fahrspur für den Radverkehr, fehlt es in Hennef an geeigneten Straßen, die dafür mindestens zweispurig sein müssten. Der „City-Ring“ könnte hier eine Ausnahme sein, da in einem Einbahnstraßensystem die Gegenspur für den Autoverkehr entfiele.
11. Werden Sie den Radtourismus in Hennef fördern und wenn ja, auf welche Weise? Gehört die Asphaltierung des Sieg-Radweges vor und hinter dem Bahnübergang Auel sowie die Aufhebung der Umleitung bei Chronos auch dazu?
Grundsätzlich sollte der Radtourismus neben der Alltagsnutzung weiter ausgebaut werden. Da ist in den letzten Jahren auch schon viel geschehen. Im Rahmen der REGIONALE 2025 soll nun die alte Trasse der Bröltalbahn im Bröl- und im Hanfbachtal für den Radverkehr ausgebaut werden. Dabei würden attraktive Strecken entstehen. Ich halte es aber für wichtig, dass dies im Einklang mit der Natur geschieht. Nicht an jeder Stelle ist ein komplett asphaltierter Weg dafür die passende Variante. Es geht nicht darum, alles straßenähnlich auszubauen. Die Situation am Bahnübergang muss man sich unter dem Gesichtspunkt noch einmal ansehen. Das „Absteigegebot“ bei Chronos aufgrund von Enge und Belag ist ärgerlich. Hier schlage ich vor, in einem ersten Schritt die notwendigen baulichen Maßnahmen und deren Kosten zu ermitteln.
12. Welche Bedeutung hätte für Sie die Mitgliedschaft von Hennef in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte in NRW (AGFS)?
Eine Mitgliedschaft in der AGFS würde ich befürworten. Eine höhere Bedeutung hat für mich allerdings ein fahrradfreundlicheres politisches Klima in Hennef, um mehr als Symbolpolitik zu betreiben.
13. Welche konkreten Neubaumaßnahmen von Radwegen und Lückenschlüssen halten Sie für die kommende Wahlperiode für wichtig und umsetzbar?
Im Rahmen des von der SPD vorgeschlagenen Radverkehrskonzeptes müssen entsprechende Lückenschlüsse entlang von Verkehrsachsen ermittelt und priorisiert werden, damit man von den Stadtrandbereichen, aber auch von den Dörfern besser ins Zentrum gelangen kann. Nur so kann man planvoll und effektiv vorgehen. Außerdem müssen Pendlerrouten über die Stadtgrenze hinaus miteinander vernetzt sein. Hierfür ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Stadtverwaltung, Rhein-Sieg-Kreis, ADFC, professionellen Verkehrsplaner*innen und interessierten Bürgerinnen und Bürgern notwendig und gewinnversprechend. Eventuell sollte man sich auch Expertise aus dem europäischen, fahrradfreundlichen Ausland nach Hennef holen. Ich möchte dabei Dinge möglich machen und keine Verhinderungsgründe suchen.
Ein Problem an vielen Stellen ist, dass sichere Radwege an klassifizierten Straßen fehlen, also die Zuständigkeit bei Land oder Kreis liegt. Hier muss die Stadt mehr Druck machen. So wird z.B. schon seit Jahren am Lückenschluss des Weges an der B8 in Richtung Landesgrenze geplant. Das geht viel zu langsam. Der schwarz-grün regierte Rhein-Sieg-Kreis hat im letzten Jahr nicht einen einzigen Meter Radweg an Kreisstraßen gebaut. Das ist eine verheerende Bilanz. So fehlen z.B. weiter die Radwege zwischen Müschmühle und Lauthausen, zwischen Westerhausen und Kurscheid oder zwischen Süchterscheid und Stadt Blankenberg – um nur drei Beispiele zu nennen.
14. Wo werden Sie zusätzliche Strecken mit einem Tempolimit von 30 km/h versehen, um die Geschwindigkeiten von Kfz und Radfahrenden zu harmonisieren?
In Wohngebieten sollte grundsätzlich „Tempo 30“ gelten. Das gilt auch für den gesamten innenstädtischen Bereich wie etwa die Frankfurter Straße (rund um die Uhr) und die Bonner Straße. Man darf aber nicht vergessen, dass es sich hier gerade bei den stark belasteten, überörtlichen Straßen um ein kompliziertes Zusammenspiel verschiedener Behörden handelt. Dennoch kann die Stadt Hennef hier an viele Stellen vorangehen und so auch Erfolge im Sinne der Verkehrssicherheit erzielen.