Aktuelle Projekte für den Radverkehr in Hennef

Wir holen den Rückstand auf und machen Hennef fahrradfreundlicher. Hier gibt es einen Überblick über laufende Planungen.

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Das Fahrrad wird immer mehr zur klimafreundlichen Alternative. Durch die Verbreitung von E-Bikes sind auch längere und topografisch anspruchsvollere Strecken leicht auf dem Rad zurückzulegen. Die von Bürgermeister Mario Dahm neu eingerichtete Abteilung für Mobilitätsplanung arbeitet daher an einer Förderung des Radverkehrs und am Ausbau der Radwegeverbindungen. Dabei liegt der Blick auch auf den vielen Dörfern und deren Anbindung an das Zentrum. Viele dieser Planungsprozesse sind kompliziert und haben viele Abhängigkeiten. Häufig fehlen Radwege gerade an den vielbefahrenen Hauptverkehrsstraßen, die nicht in der Straßenbaulast der Stadt Hennef liegen. Oft fehlt es schlicht an Raum oder es gibt naturschutzrechtliche Einschränkungen. Das macht es kompliziert. Dennoch geht es voran. Hier geben wir einen kurzen Überblick über laufende Projekte:

 

Raum Uckerath und Umgebung

1.      Bürgerradweg L268 Niederscheid – Mittelscheid – Süchterscheid

An der Landesstraße fehlt eine sichere Verbindung der Dörfer für Fußgänger und Radfahrer. Die Kinder aus Mittelscheid hatten dem Bürgermeister geschrieben, doch das zuständige Land winkte ab. Eine Realisierung eines Radweges ist aufgrund der langen Maßnahmenlisten des Landes erst in Jahrzehnten abzusehen. Deshalb hat die Stadtverwaltung Kontakt mit dem Landesbetrieb Straßen NRW aufgenommen, um das Projekt „Bürgerradweg“ ins Leben zu rufen. Vereinfacht gesagt, übernimmt die Stadt Planung und Bau, wenn das Land die Finanzierung zusagt. Die grundsätzliche Bereitschaft des Landesbetriebes wurde bereits in Aussicht gestellt, eine Zusage des Ministeriums steht aus. Die Stadt Hennef versucht derzeit, alle notwendigen Grundstücke für den Bau eines Weges zu erwerben. Dabei stößt sie auf viel Unterstützung. Letzte Flächen befinden sich in der Klärung. Anschließend muss das Verkehrsministerium die Mittel freigeben, damit eine technische Planung erstellt werden kann.

 

2.      Radweg K19 Süchterscheid – Stadt Blankenberg

An der Kreisstraße fehlt ein sicherer Radweg. Das Projekt steht in der Prioritätenliste des Rhein-Sieg-Kreises allerdings nicht vorne an. Die Stadtverwaltung möchte das Projekt auf der Liste nach oben holen, auch mit Blick auf das Integrierte Handlungskonzept Stadt Blankenberg. Deshalb übernimmt die Stadt die Ansprache der Eigentümer der für den Bau benötigten Grundstücke. So soll, wenn sich alle Grundstücke erwerben lassen, das Verfahren beschleunigt werden. Aktuell fehlen laut Auskunft der Stadt nur noch einzelne Parzellen. Eine Verbindung an der K19 zwischen Stein und Stadt Blankenberg lässt sich aufgrund der fehlenden Flächen nicht herstellen.

 

3.      Geh- und Radweg an der B8

Zwischen Wasserheß und der Landesgrenze fehlt an der Bundesstraße 8 ein sicherer Geh- und Radweg. Die Situation ist für Fußgänger und Radfahrer aufgrund der Verkehrsbelastung der Straße äußerst gefährlich. Nachdem jahrzehntelang wenig passiert ist, hat der zuständige Landesbetrieb Straßen NRW nun eine Planung für einen Geh- und Radweg parallel zur B8 erstellt. Der Entwurf sieht zudem einen Ausbau der Bushaltestellen und mehrere Querungshilfen vor, um die Situation zu verbessern. Eine Informationsveranstaltung in Uckerath hat im letzten Jahr stattgefunden. Auch hier müssen alle notwendigen Grundstücksflächen erworben werden. Die Stadt Hennef hat dem Land dabei Unterstützung angeboten. Ein Bau wurde auf der Info-Veranstaltung ab 2025 in Aussicht gestellt.

 

4.      Radpendlerroute Hennef – Uckerath

An der Bundesstraße 8 fehlt im Bereich Käsberg ein Radweg. Da es nicht zu erwarten ist, dass das Land NRW hier bald einen Radweg bauen wird, schafft die Stadt Hennef mit der Radpendlerroute Hennef-Uckerath eine Alternative. Radpendlerrouten sind keine rein eigenständigen Radverkehrsanlagen, die sich oft aufgrund fehlenden Raumes oder naturschutzrechtlich nicht realisieren lassen. Dafür werden bestehende, wenig befahrene Wirtschaftswege genutzt. Zwischen „Hohner Weg“ und Theishohn wird ein heutiger wassergebundener Weg bituminös befestigt, um ihn im Alltagsverkehr nutzbar zu machen (landwirtschaftlicher Verkehr frei). Die Route verläuft weiter bis Hossenberg und zur Gesamtschule Meiersheide und soll von dort in die interkommunale Radpendlerroute zwischen Hennef, Sankt Augustin, Siegburg und Troisdorf eingebunden werden. Für die Radpendlerroute investiert die Stadt in diesem Jahr 230.000 Euro. Die naturschutzrechtliche Genehmigung durch den Rhein-Sieg-Kreis steht noch aus.

Mit den Radwegeprojekten zwischen den Dörfern und der Radpendlerroute können diese Dörfer mit Uckerath und Hennef verknüpft werden, sodass ein engeres Radwegenetz entsteht. In den Ortschaften sind getrennte Radwege aus räumlichen Gründen nicht zu realisieren. Für die Straße „Zum Siegtal“ in Uckerath liegen Vorschläge eines Planungsbüros im Rahmen des Masterplan Mobilität vor, die eine bessere Radwegeführung etwa über Schutzstreifen vorsehen. Besonders problematisch bleibt die B8 an den Stellen, an denen es keinen gemeinsamen Rad-/Gehweg gibt. Diese Situation lässt sich auch nicht einfach auflösen, weil die Fahrbahn nicht reduziert werden kann und die bestehenden Schutzstreifen aufgrund der nicht ausreichenden Breiten nicht einfach nachmarkiert werden können.

 

5.      Radroute auf alter Bahntrasse

Mit dem Projekt „Erlebnis Bröltal“ soll im Rahmen der REGIONALE 2025 die Trasse der ehemaligen Bröltalbahn im Bröl- und im Hanftal als attraktive Route für eine tagestouristische, aber auch eine Alltagsnutzung aufgewertet werden. Projektträger ist der Rhein-Sieg-Kreis, Projektpartner u.a. die Stadt Hennef. Inzwischen liegt eine Vorplanung eines Ingenieurbüros vor, um die Lücke zwischen Dahlhausen und Krautscheid (Rheinland-Pfalz) zu schließen. Projekt- und Kostenträger ist hier überwiegend der Rhein-Sieg-Kreis, da es sich um eine Kreisstraße (K6 bzw. K38) handelt. Die Trassenlänge beträgt ca. 3.960 lfm. Die Kosten betragen rund 1.448.000 Euro. Der Radweg soll weitgehend parallel zur Kreisstraße in Regelbreite 2,50 m geführt werden. Im Bereich der Ortschaft Hanfmühle löst sich der Radweg von der Kreisstraße und wird durch den Ort geführt. Hier soll ein Wirtschaftsweg genutzt und für den Radverkehr ertüchtigt werden (3,50 m Breite). Ein Zeitplan für die Umsetzung existiert derzeit noch nicht. Im weiteren Verlauf in Richtung Hennef soll die alte Trasse der Bröltalbahn genutzt werden.  Hier muss eine Bauweise entwickelt werden, die sowohl die Nutzbarkeit garantiert, aber mit den Belangen des Naturschutzes in Einklang gebracht werden kann.

 

Radpendlerrouten im Stadtgebiet

Abtrennte Radwege lassen sich aus vielen Gründen nicht überall realisieren, u.a. aufgrund fehlender Flächen oder niedriger Prioritätswerte in überörtlichen Planungen etwa an Landes- und Bundesstraßen. Hier setzt das neue Konzept Radpendlerrouten an. Dabei werden bestehende Wegeverbindungen genutzt und für eine Alltagsnutzung mit dem Fahrrad ertüchtigt. Dazu zählt z.B. die bituminöse Befestigung von Wirtschaftswegen oder die Ausweisung von Fahrradstraßen, wie zuletzt in der Königsstraße in Hennef.

Die erste Route zwischen Hennef, Allner und Happerschoß konnte im Januar hergestellt werden. Dazu wurde ein Wirtschaftsweg befestigt und als Geh- und Radweg (landwirtschaftlicher Verkehr frei) beschildert. Im Weiteren wird die Route durch Allner zum Horstmannsteg geführt.

Die Radpendlerroute zwischen Hennef und Uckerath wird über die bestehende Route über Hossenberg bis Theishohn und dann neu weiter zur B8 geführt (s.o.).

Eine Radpendlerroute zwischen Hennef, Siegburg und Troisdorf wird aktuell durch das vom Rhein-Sieg-Kreis beauftragte Planungsbüro BSV entworfen. Die Stadt Hennef beteiligt sich anteilig an den Kosten. Dabei wird eine Wegeführung über die Kurhausstraße und/oder die Mittelstraße/Humperdinckstraßs/Wehrstraße geprüft. Die Route führt anschließend durch Geistingen in Richtung Sankt Augustin. Die Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen. Hier werden voraussichtlich weitere Fahrradstraßen ausgewiesen, auf denen Radfahrer bevorrechtigt sind.

Die Radpendlerrouten werden durch Piktogramme und an Verknüpfungsstellen durch eine grüne Seitenmarkierung gut sichtbar für die Nutzerinnen und Nutzer kenntlich gemacht.

Eine Radpendlerroute aus der Hennefer Obergemeinde (Westerhausen, Söven, Rott) bis Geistingen und ins Zentrum hat die SPD-Fraktion entwickelt und angeregt. Hierbei sollen bestehende und künftige Radwege sowie befestigte Wirtschaftswege genutzt werden, die zu Fahrradstraßen umgewidmet werden können, die nur für Anlieger zu befahren sind.

 

Radweg K36 zwischen Westerhausen und Kurscheid

Im Zuge des Neubaus der Kreisstraße zwischen Westerhausen und Kurscheid soll ein begleitender Geh-/Radweg entstehen. Die Ausbauplanung liegt mittlerweile vor. Die Stadt Hennef unterstützt den Rhein-Sieg-Kreis und übernimmt die Ansprache der Eigentümer, um die für den Bau notwendigen Grundstücke zu erwerben. Ein Baubeginn ist derzeit – in Abhängigkeit der Grundstücksverfügbarkeit – für Anfang 2025 vorgesehen.

 

Radweg K36 zwischen Allner und Lauthausen

Für den Radweg an der Kreisstraße zwischen Allner und Lauthausen hat der Rhein-Sieg-Kreis im Oktober 2022 die Einplanungsgespräche mit der Bezirksregierung geführt. Die Maßnahme ist derzeit für das Förderjahr 2024 eingeplant. Der Radweg soll aufgrund der naturschutzrechtlichen Hürden entlang der Sieg (FFH Gebiet) hangseitig hergestellt werden. Die Maßnahme ist technisch und naturschutzrechtlich anspruchsvoll und kostenintensiv. Dennoch wird, sofern alle Erlaubnisse (Naturschutz, Grunderwerb) rechtzeitig vorliegen und der Förderbescheid Ende 2024 beim Kreis eingeht, voraussichtlich für das Frühjahr 2025 der Baubeginn angestrebt.

 

 

Sanierung von Radwegen

Die Radwege an Bundes- und Landesstraßen befinden sich in der Straßenbaulast des Landesbetrieb Straßen NRW (LBS). Die Stadtverwaltung drängt auch hier auf die Sanierung von sanierungsbedürftigen Abschnitten. So konnte im letzten Jahr im Zuge der Deckensanierung der L125 zwischen Hennef-Warth und Lanzenbach auch der straßenbegleitende Geh-/Radweg erneuert werden. Im Sommer 2023 soll der Bereich zwischen Dahlhausen und Kurenbach folgen. Auch der Geh-/Radweg an der L331 zwischen Geistingen und dem Gewerbegebiet wurde mit einer neuen Decke ausgestattet. Die Strecke an der Blankenberger Straße (außerorts bis zur Autobahnauffahrt) wurde durch die Stadt im letzten Jahr komplett asphaltiert.

 

Radstation am Bahnhof

Die Situation für Pendlerinnen und Pendler am Bahnhof soll nachhaltig und zukunftsfähig verbessert werden. Die heutigen Fahrradboxen decken den Bedarf bei weitem nicht. Deshalb soll nach Beschluss des Ausschusses für Stadtplanung und Wohnen unter dem Place Le Pecq am Bahnhof eine Radabstellanlage sowie auf dem Platz eine Radstation mit Service-Angebot rund um das Thema Fahrrad entstehen. Insgesamt entstehen so rund 420 sichere Abstellplätze für Fahrräder am Bahnhof. Damit kann der durch eine Reisendenbefragung im letzten Jahr ermittelte Bedarf weitgehend gedeckt werden. Die Bundesregierung fördert den Bau der Hennefer Radstation als modellhaftes Projekt mit 3,67 Millionen Euro und somit 90 Prozent der kalkulierten Kosten. In Kürze werden die Planungsleistungen europaweit ausgeschrieben, die auf eine im Vorfeld erstellte Machbarkeitsstudie aufbauen.

 

Weitere Anträge der SPD-Fraktion

Zuletzt hat die SPD-Fraktion weitere Anträge für Radverkehrsmaßnahmen gestellt. So soll geprüft werden, ob die Situation an der Hanfbachmündung im Hennefer Zentrum (bei „Subway“ an der Frankfurter Straße) aufgelöst werden kann. Hier wird der Siegtalradwege unterbrochen, eigentlich müssten Radfahrende dort absteigen. Es kommt zu gefährlichen Situationen zwischen Radfahrenden, Fußgängern und Autos. Die SPD hat daher angeregt, die technische und rechtliche Umsetzbarkeit einer Radbrücke zu prüfen, um den Radverkehr gradlinig über die Hanfbachmündung weiter führen zu können.

Das Konzept der Radpendlerrouten sollte nach und nach auf weitere Bereiche übertragen werden. So hat die SPD z.B. eine Radpendlerroute aus der Hennefer Obergemeinde (Westerhausen, Söven, Rott) bis Geistingen und ins Zentrum angeregt.

 

 

Die Angaben basieren zum großen Teil auf der Mitteilungsvorlage der Stadtverwaltung aus dem Ausschuss für Mobilität vom 22.02.2023.